Guten Morgen Herr Haltinner
Guten Morgen Herr Korpskommandant Süssli
Ich freue mich ausserordentlich, mich mit Ihnen zu unterhalten. Wie ist das Wetter in S-chanf?
Wir haben herrlich schönes Wetter. Und in Bern?
In Bern ist es heute auch wieder einmal schön. Ich liebe das Engadin. Ich kann mich erinnern, dass wir als Kinder ab und zu im Engadin waren. Nun bin ich schon lange nicht mehr da gewesen, wir waren jeweils in Silvaplana zum Skifahren.
Das Oberengadin ist sowieso etwas Herrliches. Waren Sie schon einmal in S-chanf?
Ja, ich war auch schon ein paar Mal im Engadin Eistauchen im Winter. Dann habe ich immer bei einem Freund übernachtet, der in S-chanf eine Wohnung hat. Darum kenne und mag ich das Engadin auch.
Was machen Sie bei der LBA, und wie lange arbeiten Sie schon bei uns, bei der LBA?
Ich habe am 1. Juli 1983 als Lagerwart angefangen. Dazumal hiess es noch AMP oder BAMF (Armeemotorfahrzeugpark und Bundesamt für Militärflugplätze, Anm. d. Redaktion). Jetzt bin ich Gebäudespezialist und zuständig für die Unterkunft und dafür, dass die Truppe den besten Komfort hat und die Hygiene stimmt. Für mich ist es wichtig, dass die Truppe zufrieden nach Hause geht, sie sagen kann, dass sie an einem schönen Ort gewesen ist und dass es ihr bei uns gefallen hat. Ich sage immer: «Ohne Truppen braucht es uns auch nicht mehr.» Das ist in meinen Augen sehr wichtig.
Das haben Sie sehr schön gesagt. Die LBA hat ja das Motto: Die LBA ist für die Truppe da. Das passt.
Genau, das ist so und in meinen Augen auch sehr wichtig. Das kommt auch von der Truppe immer wieder zurück. Sie sind dankbar.
Sie haben auch passend gesagt, dass Sie den besten Komfort für die Truppe wollen. Das ist etwas, das sehr wichtig ist in der Verwaltung. Wir haben nur eine Daseinsberechtigung, nämlich die Armee.
Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch, dass wir unseren Soldatinnen und Soldaten, wenn sie nach einem Dienst nach Hause zurückkehren, das Gefühl geben, sie haben etwas Sinnvolles geleistet.
Was denken Sie im fernen Engadin über die Berner Verwaltung? Was denken Sie über das Hauptquartier?
Nur Positives. Die Hauptstadt ist zwar weit weg, aber wir werden über die Linie gut informiert. Mit Bern haben wir noch Kontakt, wenn wir etwas beschaffen müssen, das machen wir über die Logistikführung Bereitstellung. Die Zusammenarbeit funktioniert einwandfrei. Auch zur armasuisse haben wir einen guten Kontakt. Von meiner Warte aus erlebe ich die Verwaltung als wirklich positiv.
Waren Sie selber schon mal in Bern bei uns? Das Feldquartier besichtigen? Bei Ihnen ist das ja die Viktoriastrasse 85. Waren Sie auch schon mal dort?
Nein, dort war ich leider noch nie. In Bern selber war ich vielleicht alle zwei oder drei Jahre für einen Kurs.
Jetzt haben wir gesagt, Bern unterstütze Sie, hilft Ihnen im Engadin. Gibt es etwas, das wir vom Engadin lernen können?
Eigentlich nicht. Bern hat sicher die komplizierteren Geschäfte, als wir hier haben, wofür ich sie nicht beneide. Hier im Engadin müssen und können wir selbstständiger und schnell entscheiden, und zwar immer zugunsten der Truppe. Wir haben wirklich die Freiheit zum Handeln.
Das wäre ja schon etwas, das wir von Ihnen lernen können.
Ja aber Sie haben die viel komplizierteren Geschäfte. Das ist etwas ganz anderes. Wichtig ist es, etwas zu entscheiden und nicht nichts zu entscheiden. Und auch wenn es einmal falsch sein sollte, muss man dahinterstehen.
Das haben Sie super gesagt. Das ist genau meine Idee. Ich denke, wir gehen alle in eine neue Richtung. Wir müssen die Logistik digitaler machen. Das geht gar nicht mehr anders. Mit der Digitalisierung der Gesellschaft sind die logistische Berufe wohl am meisten betroffen. In Zukunft wird es wahrscheinlich keine Menschen in den Staplern drinnen haben, sondern die Stapler werden das selber erledigen können. Da wird sich viel verändern. Wenn wir als Verwaltung mit der Digitalisierung mitgehen, ist das Vorgehen genauso, wie Sie es erwähnt haben. Man muss kleine Entscheidungen fällen, man muss Mut haben. Und wir müssen Verantwortung delegieren. Wir müssen Wissen weitergeben, damit jeder an seinem Ort die richtigen kleinen Entscheidungen treffen kann.
Und wenn einmal ein Entscheid falsch ist, dann muss man es sagen, es korrigieren – und dann probiert man, in eine andere Richtung zu gehen.
Genau. Das ist auch meine Meinung. Sonst bleibt man ja nur stehen, und das kann es nicht sein.
Das ist ein guter Gedanke. Sehen Sie, man kann ja doch etwas von Ihnen lernen.
Das ehrt mich, Herr Süssli. Für mich ist es eine grosse Ehre, dass ich mit ihnen sprechen darf.
Das mache ich sehr gerne. Ich würde sehr gerne mal wieder beruflich ins Engadin gehen. Wenn ich mal in der Nähe bin, möchte ich sehr gerne vorbeikommen.
Das würde mich sehr freuen. Und wenn Sie vorbeikommen, würde ich Ihnen sehr gerne das Truppenlager zeigen und alles, was wir auf Platz haben.
Ihre Freunde und Familien, was denken die über die Armee?
Das Engadin ist sehr militärfreundlich. Das war schon früher so. Diejenigen, die das nicht so begreifen, sind oft Zugezogene, die sind nicht damit aufgewachsen. Aber sonst sind wir hier sehr militärfreundlich. Was in meinen Augen wichtig wäre, ist, dass mehr Arbeit im Engadin bleiben würden. Mir ist klar, dass das nicht einfach ist wegen der Ausschreibungsverfahren, aber wenn die Leute Arbeit haben, begreifen sie den Lärm eher und akzeptieren ihn auch besser. Das wäre in meinen Augen wichtig. Ich sage meinen Truppen auch immer, dass sie in der Gegend einkaufen sollen, das ist auch wichtig. Dann bindet das besser. Ich finde es sehr wichtig, dass die zivile Bevölkerung und die Armee besser verbunden sind.
Das glaube ich auch. Ich glaube, dass sich die Armee mehr zeigen muss. Dass wir wieder überall hinmüssen. Dass wir wieder in die Dörfer müssen. Und selbstverständlich, dass wir auch lokal einkaufen. Ich glaube, die meisten Kompanien funktionieren so.
In meiner Familie höre ich natürlich viel von meinen Söhnen. Der älteste Sohn ist Kompaniekommandant in der Log Bat101 und führt die Log Kompanie 101/1.
Ich kenne das natürlich gut.
Ja natürlich, logisch. Ich war früherer Kommandant der Logistikbrigade.
Das freut mich. Der jüngere Sohn ist Gefreiter und hat seine Dienstpflicht erfüllt. Er war im Infra Bat 1. Von beiden höre ich viel vom Militärdienst. Sie sprechen nur positiv, und das ist auch richtig so.
Auch noch speziell. Waren beide Söhne in der Logistikbrigade?
Dann ist das der Hauptmann Haltinner? Unglaublich. Wenn Sie sich jetzt überlegen: Fühlen Sie sich eher lokal verbunden oder meinen Sie eher, dass Sie zur LBA in Bern gehören?
Das Gefühl ist schon so, dass ich zur LBA in Bern gehöre. Da gehören alle zusammen. Lokal müssen wir eigenständig und schnell entscheiden können.
Unsere direkte Vorgesetztenstelle ist in Chur, und die kommen einmal in der Woche und machen mit uns einen Rapport. Sie bringen auch immer Neuigkeiten über die Linie von Bern mit. Da können wir wirklich einmal in der Woche alles besprechen und alle unsere Aufträge anschauen.
Möchten Sie mir noch etwas mitgeben? Gibt es irgendeinen Wunsch, den Sie noch an mich haben? Etwas, das ich für Sie machen kann im Engadin?
Für das Engadin wäre es gut, wenn man bei der Arbeit die Einheimischen mehr könnte berücksichtigen und die Truppe befehligen, regional einzukaufen. Klar muss die Qualität und der Preis stimmen. Das würde der Armee etwas bringen, weil die lokale Bevölkerung damit mehr verdienen würde. Dann denkt niemand: "warum sind die noch da?".
Das nehme ich sehr gerne mit.
Das freut mich. Es ist mir eine Ehre.
Herr Haltinner, herzlichen Dank für Ihre Zeit. Und auch für die Bereitschaft, mit mir dieses Gespräch zu führen.