Hallo Ueli! Ich durfte aussuchen, mit wem ich mich unterhalten möchte, der Vorschlag war, mit einem ganz langjährigen Mitarbeiter.
Und dann bist du mir in den Sinn gekommen. 😁
Ja, wie viele Jahre bist du schon jetzt in der LBA?
Unglaublich. Und wie lange arbeitest du schon als Centerchef Othmarsingen?
Seit der Centerbildung 01.01.06. Also, jetzt bin ich im 15. Jahr hier in Othmarsingen.
Das ist auch unglaublich. Gerade kürzlich habe ich mit Thomas Kaiser geredet und wir haben uns zurück erinnert an den Anfang, wo man die LBA und die Center mit den Schmalganglagern neu gebildet hat. Jetzt sind wir so weit, wie man das damals geplant hatte.
Ja, das ist so. Die Hauptstandorte sind jetzt alle so. Bei den Aussenstandorten laufen ja noch die Sanierungen, bis 2028 sollten dann alle Center in der Schweiz umgerüstet sein.
Das sind ja noch die Konzepte der Armee 21. Hast du das Gefühl, die passen jetzt noch auf die Weiterentwicklung der Armee, wo die Mobilmachung und die vollständige Ausrüstung wichtiger wird?
Es passt, weil man zwischenzeitlich das Stationierungskonzept 05 auf das Stationierungskonzept 13 anpassen konnte. Wenn ich meinen Fall anschaue, gerade im Bereich der Mobilmachung, habe ich den Hauptstandort Othmarsingen mit Truppen, aber ich habe auch die Aussenstellen Brugg und Emmen. Auf allen drei Standorten habe ich MmhB- und nicht MmhB-Verbände.
Von den heutigen 109 Truppenkörpern basieren 30 auf dem ALC Othmarsingen, das heisst auf allen vier Standorten. Das Rettungsbataillon 2, das dann ab 2022 bei uns sein wird, ist in Mellingen.
Mit Othmarsingen, Brugg, Emmen und Rothenburg haben wir doch eine Dezentralisation vom Material und wir können immer garantieren, dass wir das Material ausgeben können, ohne grosse Massierungen.
Genau, das war nun in dem Szenario rund um "CORONA 20" nicht so wichtig, aber in anderen Lagen spielt das dann wieder eine Rolle.
Aber man kann schon sagen: Das Schmalganglager hat nicht die Bedeutung wie damals, als es konzipiert worden ist.
Nein, das Schmalganglager ist natürlich konzipiert worden, damit man viel Material an einem Ort lagern kann und man hat ja damals nicht die Bereitschaftsauflage gehabt, wie wir es jetzt eben mit der Weiterentwicklung der Armee geschaffen haben. Und das sieht man auch bei den Stossrichtungen vom CdA 2015 - 2020, das ist jetzt für uns das Wichtigste gewesen, die Bereitschaft der Armee sicherzustellen. Das hatten wir in der Konzeption Armee 95 und XXI nicht mehr gehabt. Nach der Armee 61 haben wir die Mobilmachung auf 1997 aufgelöst und mit der WEA haben wir diese wieder eingeführt.
Jetzt erzähl mal: Du, persönlich. Hat es seit März mal irgendwo eine Phase gegeben, wo du gesagt hast, jetzt wird das wirklich schwierig. Oder wo du dran gebissen hast?
Nein, nicht dran gebissen. Aber ich sage, um deine Worte zu brauchen: Wir haben die VUCA-Welt erlebt. Wir haben gesehen, wie volatil das ist, wir haben die Unsicherheit gespürt. Aus militärischer Perspektive hat man den Gegner nicht gesehen. Der eigene Schutz hat sich auf Distanz und Händewaschen bezogen. Eine der kritischen Situationen war im Textilcenter Sursee. Dort haben wir ja kontaminierte Textilien gereinigt. Aber durch Sensibilisierung und Leadership konnten wir allen Involvierten die Sinnfrage vermitteln. In unserem Center hat sich in der ganzen Situation keine Person angesteckt.
Da bin ich sehr froh. Ich darf sicher auf eine langjährige Erfahrung zurückschauen. Auch du hattest als Brigadekommandant Ruhe ausgestrahlt und Leadership vermittelt. Uns war in der Phase "CORONA 20" ganz wichtig, als Chef präsent zu sein. Und dass die Leute gesehen haben: Die sind so. Die sagen uns warum und wieso und wie wir das machen. Und das war wichtig. Auch dein Besuch war wichtig. Wir hatten die Lage gut im Griff. Aber jetzt muss man ja auch objektiv sein. Wir hatten 5’000 Armeeangehörige im Einsatz. Ansonsten war die Situation aber normal. Ich sage mal so: Wir hatten keinen Kampf und die Luft voll Blei.
Das hat natürlich auch die Situation vereinfacht. Wenn man dann plötzlich den Selbstschutz etc noch berücksichtigen müsste. Der Selbstschutz war in dieser Lage die Einhaltung der Vorgaben des Bundesamtes für Gesundheit.
Ja. Das können wir uns immer noch nicht richtig vorstellen, die Szenarien, wo dann auch noch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Leib und Leben bedroht sind.
Für mich hat es in der Krise Leute gehabt, die ich völlig anders kennen gelernt habe. Die haben plötzlich Kräfte freigesetzt, was mich überrascht hat, weil ich das nie so erlebt habe. Hast du die Erfahrung auch gemacht?
Ja, das haben wir auch gehabt. Wir haben Leute gehabt, die sind in dieser Situation aufgeblüht, die haben sich einbringen können und die sind mit innovativen Ideen gekommen. Doch, das hat’s absolut gegeben und das ist aber auch etwas, was sich in jeder solchen Situation eigentlich zeigt. Ich habe Ähnliches erlebt. Zum Beispiel um den 25. und 26. Dezember 1999 mit Lothar. Ich war damals in Thun. Das ganze Berner Oberland war stromlos. Wir haben über 500 Stromaggregate draussen gehabt, wir haben Altersheime räumen müssen, wir haben im Simmental Hotels mit Strom versorgen müssen. Wir waren dort eine Woche voll in Einsatz. Und dort hat man es genau gleich erlebt. Es gab Leute, die herausgestochen sind. Oder auch im Hochwasser 2005. Aber es gibt auch immer Leute, wo du denkst: Von dem hätte ich jetzt mehr erwartet. Und der hat eigentlich die Erwartung nicht erfüllen können.
Es gibt beides. Aber wie hast du es denn erlebt mit dem Armeelogistikcenter Othmarsingen?
Bei mehreren Gelegenheiten habe ich gesagt: Für mich hat die Krise ein paar offensichtliche Helden, wie Brigadier Droz. Er hat seine Arbeit sehr gut gemacht. Aber es hatte auch ein paar stille Helden. Und die LBA als Ganzes sind für mich die stillen Helden gewesen. Ich war während der Mobilmachung zu Besuch und es war unglaublich. Als man mich im Bundesrat gefragt hat, ob die Armee das kann, ob die Mobilmachung funktioniert, habe ich keinen Moment gezögert, um ja zu sagen, weil ich genau gewusst habe, was ihr macht und wie viele Male ihr das trainiert habt. Othmarsingen ist für mich von den Prozessen her ein bisschen näher als die anderen, weil ich auch mehr dort gewesen bin, aber ich konnte mich immer auf euch verlassen. In dem Moment, wo ich sagte: Ja, die Armee kann das, da habe ich auch an euch gedacht und genau gewusst, ihr seid bereit und ihr könnt das. Das war der erste Heldenmoment, und das zweite Mal, wo ihr meine stillen Helden wart, als ihr das mit der Privatwäsche gemacht habt. Das war ein Thema, da hatten wir wahrscheinlich noch nie dran gedacht in unserer Armee, dass man einmal Wäsche waschen müsste, wenn die Truppe länger im Dienst ist. Ihr habt das einfach ganz still angepackt, habt Prozesse gefunden, das war für mich unglaublich. Da hatte ich wirklich Freude an euch.
Danke. Das ist jetzt eben gerade so ein Punkt, wie du richtig gesagt hast: Das Waschen der Privatwäsche ist nicht im Konzept vom Textilcenter. Aber das ist jetzt ein Punkt, den wir in die Eventualplanung aufgenommen haben. Wir kennen heute genau die Kapazitäten. Wenn wir im Zwei-Schicht-Betrieb arbeiten, können wir zu unseren 15 Tonnen noch 1’500 bis 1’600 Privatpakete machen.
Nun wissen wir genau, die längste Station im Ablauf ist der Tumbler, weil der Soldat "Süssli" genau wieder seine Privatwäsche haben will. Aus diesem Bedürfnis muss man auch diese Logistik packen, es duldet keine Verwechslungen. Wir haben dazu Lösungen gefunden. Im Textilcenter Sursee war Herr Urs Mathis sehr innovativ, das war super. Da haben wir ganz viel Lob bekommen.
Also, was mir auch aufgefallen ist: Ihr habt auch dazu gelernt. Ihr habt immer wieder neue Lösungen gefunden. Ihr habt es verbessert. Ihr habt die Qualität verbessert. Den Durchsatz. Das ist ganz spannend für ein lernendes Team oder für eine lernende Organisation. Das ist etwas, was ich mir für die ganze Verwaltung wünschen würde: Dass man einfach einmal etwas probiert, nach der besten Beurteilung der Lage. Dann probiert man und merkt dann, was man noch ein bisschen besser machen kann. Und dann verbessert man sich laufend. Das ist ja ein Musterbeispiel für eine lernende Organisation, aber auch so, wie wir in der Armee in Zukunft Probleme und Innovationen angehen sollten.
Ja, das war für uns eine Innovationsinsel. Wir haben die Qualitätssicherung eingeführt. Vor dem Waschen haben wir gemessen und wollten schauen, wie das Verhalten der Privatwäsche in Bezug auf "Eingehen" ist. Dies, weil ja ganz verschiedene private Produkte dabei gewesen waren, nicht einfach Armeeprodukte. Von jedem Textilhersteller hatte es Stücke in der Wäsche. Das ist definitiv so, die Innovationsinsel hat dort gelernt und das ist natürlich von dem her super. Wir wollen ja schliesslich auch in Zukunft für die Digitalisierung, die Industrialisierung 4.0 gewappnet sein.
Ich bin gespannt! Ich wünsche dir nun ein schönes Wochenende. Geniesst es, erhol dich gut und sage einen lieben Gruss von mir.
Und auch dir: Ganz herzlichen Dank fürs Gespräch, aber auch herzlichen Dank für deine Besuche und die Zusammenarbeit und natürlich weiterhin ganz viel Kraft in deiner anspruchsvollen Aufgabe. Wir brauchen dich als CdA und am 27. September wollen wir gewinnen.
Dort gewinnen wir! Dort müssen wir gewinnen und wir wollen gewinnen.